Vitamin K2 - das vergessene Vitamin
Der Konsum von Calciumprodukten steigt von Jahr zu Jahr. Und doch leiden immer mehr Menschen an Osteoporose und Gelenkserkrankungen. Vor einigen Jahren wurde das Calciumrätsel gelöst: Unser Körper benötigt Vitamin K2, damit der Mineralstoff in den Knochen landet. Fehlt das „vergessene Vitamin“, lagert sich das Calcium in den Arterien ab und erhöht so die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall.
Gesundheit und Wohlergehen wünscht sich jeder von uns. Dieser Wunsch nimmt mit zunehmendem Älterwerden mehr und mehr zu. Krankenstatistiken zeigen, dass Gesundheit heute keineswegs selbstverständlich ist.
Viele Leiden, die scheinbar aus heiterem Himmel auftreten, haben oft eine lange Entstehungsgeschichte, die maßgeblich mit unserer minderwertigen, industriell verarbeiteten Kost zu tun hat. Leider verraten Marktstrategen und Werbung nicht, dass diese Art von Ernährung kaum noch oder gar keine Vitalstoffe mehr enthält.
Die Bezeichnung „Vitalstoffe“ ist der Sammelbegriff für alle lebensnotwenigen Substanzen, die der Körper braucht, um auf Dauer gesund zu bleiben. Mangelt es ihm auch nur an einer einzigen wichtigen Substanz, z. B. einem Vitamin, können bestimmte Abläufe und Funktionen nicht mehr oder nur unvollständig ablaufen. Das Regelwerk unseres Organismus versorgt immer als erstes das, was im Moment am wichtigsten ist. Hat ein Nährstoff verschiedene Funktionen, so wird als allererstes die kurzfristig dringlichste Aufgabe erfüllt und jene werden vernachlässigt, bei denen sich das Defizit erst langfristig, - d.h. erst im späteren Alter - bemerkbar macht. Unser Körper versucht bestehende Mängel folglich so lange wie möglich zu kompensieren. Doch irgendwann, in späteren Jahren, bekommen wir die Rechnung für unsere Mangelernährung in Form von Erkrankungen präsentiert.
Zu den lebenswichtigen Substanzen, die unerlässlich sind für ein Gesundbleiben bis ins hohe Alter, gehören die fettlöslichen Vitamine K1 und K2. Beide sind wichtig, jedoch haben sie ganz unterschiedliche Aufgaben.
Der Entdecker von Vitamin K1 erhält den Nobelpreis
Der dänische Wissenschaftler Henrik Carl-Peter Dam (1859 bis 1976) fand heraus, dass die gestörte Blutgerinnung seiner Versuchstiere am Fehlen einer ganz bestimmten Substanz lag, die er identifizieren konnte. Er nannte sie Vitamin K, weil es der Anfangsbuchstabe des Begriffs „Koagulation“ ist, der für „Blutgerinnung“ steht. Nachfolgend beschäftigten sich viele Forscher mit der Rolle dieses Stoffes, der bis dato völlig unbekannt war. Jahre später wurde dem Entdecker dieser Substanz der Nobelpreis verliehen.
Obwohl die Wissenschaftler schon früh herausgefunden hatten, dass es auch noch eine ähnliche Variante dieses Vitamins gab, beschäftigte man sich zunächst nur mit der Substanz, die sich für die Blutgerinnung und Fließeigenschaft des Blutes als lebenswichtig herausgestellt hatte.
Wenn in unserer Nahrung K2 fehlt, werden wir krank
Der amerikanische Zahnarzt, Ernährungsforscher und Weltreisende Dr. Weston Price (1870 bis 1948) hätte ebenfalls den Nobelpreis für Medizin verdient. Er hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, herauszufinden, weshalb so viele Menschen an Karies, Gebissverfall und Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer litten. Auch insgesamt konnte er einen nicht zufriedenstellenden Gesundheitszustand in der Bevölkerung feststellen.
Er packte seinen Fotoapparat ein und besuchte Naturvölker auf dem gesamten Globus. Dies war zu einer Zeit, als viele Kulturen ihre ursprüngliche Ernährungsform aufgaben. Statt Früchte, Gemüse, Kräuter, Vollkorngetreide, Fisch und Wildfleisch gab es jetzt plötzlich Konserven, Zucker und Weißmehlprodukte. Mit seinen Fotos konnte er den damit einhergehenden Verfall der Gesundheit hervorragend dokumentieren.
Blieben im Gegensatz dazu die Eingeborenen ihren über Jahrtausende bewährten Lebensmitteln treu, waren Zähne und Gebiss noch gesund. Auch Leiden wie Herzerkrankungen, Diabetes, Osteoporose und Krebs waren bei vitalstoffreichen Kostformen wesentlich seltener zu beobachten.
Albert von Haller hat in seinem Buch „Gefährdete Menschheit“ die Forschungen und Bilder von Dr. Price im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Darin schreibt er: „Von besonderer Bedeutung ist die Beobachtung von Price, dass mit dem Verlust der Zahngesundheit stets auch der Verlust der allgemeinen Gesundheit einherging und die bei uns üblichen Zivilisationskrankheiten ihren Einzug hielten.“
Price vermutete, dass in unserer modernen Ernährung ein besonders wichtiges Vitamin fehlt, das unsere Zähne, Knochen, ja unseren gesamten Körper gesund erhält. Er nannte diesen Stoff „Aktivator X“. Heute wissen wir, dass es sich dabei um das Vitamin K2 handelt.
Vitamine sind wichtige Co-Faktoren
Vitamine und Mineralstoffe haben im Körper die unterschiedlichsten Aufgaben. Sie sind an Proteine (Eiweißstoffe) gebunden und somit Bestandteil von Enzymen, Hormonen und Botenstoffen (Neurotransmitter).
Die Vitamine K1 und K2 wirken als sogenannte „Co-Faktoren“. Sie aktivieren und beeinflussen Proteine des Körpers. Vitamin K1 aktiviert Proteine, die für die Synthese verschiedener Blutgerinnungsfaktoren sowie für die Fließeigenschaft des Blutes verantwortlich sind. Diese Funktion ist so lebenswichtig, dass Vitamin K1 als essentielles Vitamin eingestuft wird. Vitamin K2 aktiviert Proteine, deren Funktionsbereiche anderer Natur sind. Manche dieser Eiweißstoffe gelten z. B. als Wachstumsfaktoren, andere wiederum aktivieren Zellfunktionen, beeinflussen Entzündungsprozesse und spielen eine Rolle in der körpereigenen Abwehr.
In Bezug auf die gefürchteten „Alterskrankheiten“ kommt dem Vitamin K2 eine überaus wichtige Doppelfunktion zu, denn es sorgt für gesunde starke Knochen und verhindert krankmachende Kalkablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose).
Die beiden nachfolgend beschriebenen Proteine, die unbedingt auf Vitamin K2 angewiesen sind, um aktiv zu werden, heißen Osteocalcin und MGP (Matrix Gla Protein). Beide entscheiden mit darüber, ob unsere Knochen und Zähne stabil und unsere Gefäße frei von Kalkablagerungen bleiben.
Osteocalcin bindet das Calcium in Knochen und Zähnen
Die vorrangigste Aufgabe des Proteins Osteocalcin besteht darin, Calcium (teilweise auch Kalzium geschrieben) in Knochen und Zähnen zu binden und es dort fest einzulagern. Osteocalcin spielt somit auch eine ganz wichtige Rolle bei der Mineralisierung und Härtung unserer Knochen und beeinflusst ihren Stoffwechsel in positiver Weise.
Wird Osteocalcin nur mangelhaft aktiviert, weil dem Körper nicht ausreichend Vitamin K2 zur Verfügung steht, werden die Knochen porös und die Knochenbruchrate steigt.
In diesem Zusammenhang muss auch an die Osteoporose und deren Verhütung gedacht werden. Die übliche Vorsorge - und Behandlungsmaßnahme vor allen Dingen bei Frauen in und nach den Wechseljahren ist die Einnahme von Calcium und Vitamin D3-Präparaten, die die Knochen stärken und ihrem brüchig werden entgegenwirken sollen. Das funktioniert nach neueren Erkenntnissen jedoch nur, wenn genügend Vitamin K2 vorhanden ist. Kein anderes Vitamin kann Osteocalcin aktivieren.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine wissenschaftliche Studie, in der Frauen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren drei Jahre lang täglich 180 Mikrogramm Vitamin K2 einnahmen.
Bereits schon nach einem Jahr zeigten sich im Vergleich zur gleich großen Kontrollgruppe, die ein Placebopräparat einnahm, auffallende Verbesserungen hinsichtlich Knochenstruktur und -stabilität. Ferner verbesserte sich die Elastizität der Arterien, was bei der Kontrollgruppe nicht der Fall war. K2 hilft demnach zwei der gefürchteten Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter vorzubeugen: Osteoporose und Arteriosklerose.
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Quelle: Josef Pies / Vitamin K2 / VAK-Verlag