Taurin - Ein vielseitiger Naturstoff
Viele Menschen assoziieren Taurin mit starken Bullen. Tatsächlich ist Taurin Bestandteil einiger Energy Drinks und wird auch von Sportlern zur Leistungssteigerung genutzt. Doch die natürliche schwefelhaltige Aminosäure kann noch mehr. Taurin reguliert das Zellvolumen, trägt zum Aufbau des menschlichen Nervensystems bei und ist an der Entgiftung des Körpers beteiligt, indem sie das antioxidative Verteidigungssystem der Zellen aktiviert und deren Degeneration entgegenwirkt. Taurin wurde insbesondere im Zusammenhang mit Diabetes erforscht, da Diabetiker diese Aminosäure verstärkt ausscheiden und damit Schäden an verschiedenen Organen begünstigt werden.
Taurin ist vom griechischen Wort „taurus“ (Stier) abgeleitet. Das hat aber nichts mit Stierhoden als Quellen für diese Substanz zu tun, wie immer wieder behauptet wird. Tatsächlich stammt der Name von den Chemikern Leopold Grimm und Friedrich Tiedemann. Die beiden untersuchten die Vorgänge im Verdauungstrakt von Rindern. Im Jahr 1827 gelang es ihnen dabei, den Stoff Taurin zu isolieren. Da die beiden Wissenschaftler die Substanz aus der Gallenflüssigkeit eines Ochsen gewonnen hatten, nannten sie diese Taurin.
Taurin kommt im menschlichen Körper überall vor und ist an verblüffend vielen Funktionen beteiligt. Taurin ist also ein Tausendsassa. Eine der wichtigsten Aufgaben der Aminosäure ist der Aufbau und das Wachstum des Gehirns. Darüber hinaus begünstigt die natürliche Substanz die Signalübertragung von Nervenzellen und wirkt beruhigend auf diesen Prozess. Die größten Mengen an Taurin finden sich im zentralen Nervensystem, in der Netzhaut der Augen und in den Blutplättchen.
Der Bedarf an Taurin wird in der Regel - zusammen mit der minimalen körpereigenen Synthese - vor allem über die Ernährung gedeckt. Die Substanz kommt vorwiegend in tierischen (Fleisch, Fisch, Milchprodukte) und kaum in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Vegetarier nehmen deshalb nur sehr geringe Mengen dieses Stoffes auf. Im Stoffwechsel von gesunden Erwachsenen kann Taurin aus der schwefelhaltigen Aminosäure Cystein gebildet werden. Oftmals macht es jedoch Sinn Taurin direkt als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, denn die gesundheitlichen Vorteile sind sehr vielfältig.
Taurin und Entgiftung
Die schwefelhaltige Aminosäure unterstützt die Leber bei Entgiftungsprozessen. Schwefel kann Schwermetalle binden. „Daher wird Taurin eingesetzt, um die Schwermetall-Ausscheidung aus dem Körper zu fördern“, schreibt Lothar Burgerstein.
Trotz seines Schwefelgehalts ist Taurin aber geruchs- und geschmacksneutral und eignet sich daher besonders für einen Einsatz bei empfindlichen Personen.
Taurin wird in der Naturheilkunde wegen seines guten Entgiftungspotentials häufig für Menschen empfohlen, die an Borreliose, der Umwelterkrankung MCS, der Stoffwechselstörung KPU/HPU oder unter Elektrosensibilität leiden.
Taurin und Fettverdauung
Zu den nachgewiesenen Wirkungen von Taurin gehört die Bildung von sogenannten Gallensäuren-Konjugationen. Damit ist die Aminosäure an der Fettverdauung beteiligt. Der Stoff wird an die in der Leber hergestellten Gallensäuren gekoppelt und verbessert so deren Löslichkeit. Die gelösten Gallensäuren gehen im Dünndarm eine Bindung mit Nahrungsfetten ein, sodass diese ins Blut aufgenommen werden können.
Taurin und Diabetes
Taurin kann die Blutzuckerkontrolle verbessern und ist damit wichtig für Diabetiker. Studien zeigen, dass eine langfristige Nahrungsergänzung den Nüchternblutzuckerspiegel bei Ratten mit Diabetes senkte, ohne dass eine Änderung der Ernährung oder Bewegung vorlag. Nüchternblutzuckerwerte sind für die Gesundheit von großer Bedeutung, da ein hoher Spiegel ein Schlüsselfaktor für Diabetes Typ 2 und viele anderen chronische Krankheiten ist.
Interessanterweise ist der Taurinspiegel bei Diabetikern tendenziell niedriger als bei gesunden Personen, was darauf hindeutet, dass der Stoff bei dieser Krankheit eine Rolle spielen könnte.
Vorsicht: Taurin ist kein Ersatz für eine Diabetestherapie oder Medikamente. Es ist aber eine nicht toxische, natürlich vorkommende Aminosäure, deren Einnahme von großem Nutzen als diätetische Ergänzung für Diabetiker sein kann.
Taurin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Studien zeigen, dass Taurin das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verkleinern kann. Dies geschieht einerseits durch die Verringerung des Blutdrucks und andererseits durch den Rückgang von Entzündungen. Die Aminosäure senkt den Blutdruck, indem der Blutflusswiderstand in den Blutgefäßwänden verringert wird. Zugleich minimiert es auch Nervenimpulse im Gehirn, die den Blutdruck erhöhen. Entzündungen wiederum gehen zurück durch die antioxidative Wirkung von Taurin. So kann es freie Radikale unschädlich machen und beispielsweise Chemikalien und Umweltschadstoffe binden und über die Leber entgiften. Zudem wird Taurin „für die richtige Verwertung der Mineralstoffe Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium benötigt“, schreibt Dietrich Henrichs in seinem „Handbuch Nähr- und Vitalstoffe“. „Besonders bewahrt es den Herzmuskel vor Kalium-Verlusten, die zur der Entstehung von Herz-Rhythmus-Störungen führen können.“
Untersuchungen dokumentieren selbst bei kurzfristiger Einnahme eine Verbindung zwischen einem höheren Taurin-Spiegel und signifikant niedrigeren Todesraten durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Gabe von Taurin arterielle Verdickungen verringert. Zugleich reduziert die tägliche Taurineinnahme das Körpergewicht und verbessert somit mehrere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Probleme. Obwohl noch weitere Studien durchgeführt werden müssen, klingt dies für jeden vielversprechend, der an Herzerkrankungen leidet.
Taurin für das Gehirn und gegen Parkinson und Demenz
Taurin fördert nicht nur die Bildung von Gehirnzellen, sondern scheint auch bei deren Regeneration zu helfen. Tests bei Patienten mit Parkinson haben ergeben, dass diese geringe Taurinwerte im Blut haben. Forschungen zufolge hat der Stoff die Fähigkeit, das Wachstum von Gehirnzellen zu erhöhen, indem er Stammzellen stimuliert und das Leben von Neuronen verlängert. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass neue Hirnzellen im Hippocampus, dem Teil des Gehirns, das für das Gedächtnis zuständig ist, mit Hilfe von taurinreichen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsprodukten wachsen können. All diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Taurin gegen Demenzerkrankungen helfen kann.
Taurin und Tinnitus
Die Aminosäure spielt auch eine wichtige Rolle beim Hören. So wurde in Studien festgestellt, dass Taurin in einigen Fällen die biochemischen Prozesse des Hörverlustes rückgängig machen kann. Andere Untersuchungen haben ergeben, dass Taurin das Klingeln in den Ohren, das mit Tinnitus im Zusammenhang steht, reduzieren kann.
Hintergrund dieser Beobachtungen ist, dass ein Großteil der Gehörschäden nicht in den mechanischen Teilen des Ohres, sondern in den Nervenzellen auftritt. Diese wandeln Schallwellen in elektrische Energie um und gelangen so ins Gehirn. Wie alle Nervenzellen hängen diese sogenannten Haarzellen im Ohr vom Fluss von Kalziumionen in und aus der Zelle ab. Taurin hilft bei der Wiederherstellung und Kontrolle des normalen Kalziumionenflusses in den Gehörzellen. Eine Pilotstudie an Menschen mit Tinnitus hat jedenfalls ermutigende Ergebnisse gezeigt.
Taurin und sportliche Leistung
Die natürliche Aminosäure kann auch Vorteile im Sport bieten. Studien mit Tieren legen nahe, dass es die Muskeln stärkt und diese länger arbeiten lässt. Weiterhin werden Abfallprodukte abtransportiert, die zur Ermüdung beziehungsweise Muskelkater führen. Hinzu kommt, dass es die Muskeln vor Zellschädigung und oxidativem Stress schützen kann und die Fettverbrennung während des Trainings erhöht.
Auch in Studien an Menschen wiesen trainierte Sportler, die Taurin als Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, eine verbesserte Leistung auf. So konnten Radfahrer und Läufer längere Strecken mit weniger Ermüdungserscheinungen zurücklegen. Auch an der Universität Stirling in Schottland wurden Mittelstreckenläufer vor und nach dem Verzehr von Taurin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln untersucht. 90 Prozent der Teilnehmer haben sich um einige Sekunden verbessert – für professionelle Läufer können diese paar Sekunden einen großen Unterschied machen.
Weitere Untersuchungen unterstützen die Rolle von Taurin bei der Verringerung von Muskelschäden. So stellten Probanden fest, die bei muskelschädigendem Gewichtheben teilnahmen, dass es dabei half, Verletzungen und Muskelkater zu reduzieren.
Taurin und die Augen
Taurin kommt – wie schon eingangs erwähnt – in großen Mengen in der Netzhaut der Augen vor. Untersuchungen zeigen, dass bei niedrigem Taurinspiegel Augenprobleme auftreten können. Es wird deshalb angenommen, dass eine erhöhte Taurinkonzentration die Sehkraft und die Augengesundheit verbessert. Man vermutet, „dass Taurin mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Netzhaut vor der Oxidation schützt und Hypochlorit, das in den Zellen des Pigmentepithels gebildet wird, neutralisiert“, erklärt der Apotheker Uwe Gröber in seinem Buch „Der taxofit-Vitalstoff-Check“.
Dosierung, Nebenwirkungen
Die natürliche Substanz hat bei einer Einnahme in den empfohlenen Mengen keine Nebenwirkungen. Wird zu hoch dosiert, kann es vereinzelt zu Störungen im Magen-Darm-Bereich kommen. Bei Personen, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel essen, schwankt die tägliche Aufnahme zwischen neun und 400 Milligramm (mg) Taurin. Vegetarier kommen dagegen nur auf maximal 17 mg, während die vegane Ernährung keinerlei Taurin enthält. Die höchsten Taurinwerte enthalten Fleisch, Geflügel und Meeresfrüchte. Auch Ziegen- oder Schafsmilch sind ausgezeichnete Taurinlieferanten.
Die häufigste Dosierung von Taurin als Nahrungsergänzungsmittel beträgt zwischen 500 und 2.000 mg pro Tag. Empfehlungen von Wissenschaftlern liegen in diesem Bereich. Bei Studien wurden teilweise sogar Gaben von bis zu 6.000 mg täglich verabreicht.
Zu beachten ist, dass der Körper überschüssiges Taurin über die Nieren ausscheidet. Das kann die Nieren überbeanspruchen, vor allem bei Menschen mit Nierenerkrankungen. In diesem Fall sollte man bei Dosierungen über einem Gramm vorab Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.
Taurin findet sich auch oft in Energy Drinks, die in einer Portion zwischen 600 und 1.000 mg dieser Substanz enthalten können. Aufgrund anderer schädlicher Inhaltsstoffe wie Farbstoffe, Zucker und hohe Koffeinwerte sind solche Energiegetränke allerdings nicht zu empfehlen.
Die beste Quelle für Taurin sind neben tierischen Produkten deshalb Nahrungsergänzungsmittel. Es gibt Taurin in Kapseln oder als Pulver zu kaufen. Da Taurin wasserlöslich ist, trinkt man es am besten mit Wasser. Natürlich kann man die Kapseln auch öffnen und den Inhalt mit anderen Aminosäuren oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln in ein Getränk rühren
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