Gehört hat es wohl jeder von uns schon einmal: „Du bist bestimmt übersäuert!“. Um die Spannung vorab direkt zu nehmen: Ja, unser Körper kann übersäuern. In der Schulmedizin ist das Konzept einer allgemeinen Übersäuerung des Körpers bisher nicht anerkannt – lediglich in der Form einer Azidose. Diese Art der Übersäuerung, bei welcher der pH-Wert des Blutes gefährlich absinkt, kann lebensbedrohlich sein.
Jedoch berichten viele Menschen von Problemen, die auf eine latente Übersäuerung hinweisen. Ursachen dafür gibt es viele: Ungünstige Ernährung, elektromagnetische Felder, Stress, Krankheit, und vieles mehr. Erfahren Sie in diesem Artikel alles zum Thema Übersäuerung und dem Säure-Basen-Haushalt des Körpers.
Der Säure-Basen-Haushalt – Das Basiswissen
Um das Thema Übersäuerung vollständig zu verstehen, ist es wichtig, einige grundlegende biologische Mechanismen zu betrachten, die unser Überleben sichern. Diese Prozesse, die eng mit dem Säure-Basen-Haushalt des Körpers verbunden sind, haben wir vereinfacht zusammengefasst:
Unsere Zellen haben Transport- und Austausch-Systeme
Zunächst ist wichtig zu wissen: Jede unserer Zellen verfügt über sogenannte Transport- und Austausch-Systeme. Sie ermöglichen den Transport verschiedener Mineralstoffe über die Zellmembran hinweg. Zu diesen Mineralstoffen zählen in erster Linie Natrium, Kalium, Magnesium sowie Calcium.
Es gibt ganz viele verschiedene dieser Transport- und Austausch-Mechanismen. Am wichtigsten für Sie zu kennen sind zwei:
- Symporter: Dieses Transport-System ermöglicht den gleichzeitigen Eintritt zweier entgegengesetzt geladener Teilchen (Zum Beispiel Natrium (positiv geladen) und Chlorid (negativ geladen))
- Antiporter: Dieses Austausch-System ermöglicht den Austausch zweier geladener Teilchen. Das bedeutet ein Teilchen gelangt in unsere Zelle hinein, während gleichzeitig ein anderes hinaustransportiert wird. (Zum Beispiel Natrium gegen Calcium)
Unsere Zellen brauchen bestimmte Elektrolyt-Verhältnisse
Die Mineralstoffe Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium werden oft auch unter dem Begriff „Elektrolyte“ zusammengefasst. Tatsächlich benötigen unsere Zellen immer ein bestimmtes Verhältnis dieser Elektrolyte vom „Innenraum“ zum „Außenraum“. Nur so können sie optimal funktionieren. Die Niere scheidet überschüssige Elektrolyte über den Urin aus. Eine Zelle, die nicht über dieses Elektrolyt-Gleichgewicht und eine ausgewogene Balance von Säuren und Basen verfügt, kann nicht mehr dieselbe Stoffwechselleistung erbringen, wie eine gesunde Zelle. Denn durch die Elektrolyt-Verschiebung ändert sich der pH-Wert. Und von diesem sind wiederum zahlreiche Enzyme abhängig, die unseren Stoffwechsel aufrecht und geschmeidig erhalten.
Vereinfacht gesagt gilt:
- Kalium und Magnesium sollten sich vor allem IN unseren Zellen befinden.
- Natrium und Calcium sollten sich vor allem AUSSERHALB unserer Zellen befinden.
Unsere Zellen sind „gespannt“
Durch die beschriebenen Elektrolyt-Verhältnisse, bauen unsere Zellen eine gewisse Grundspannung auf. Wissenschaftlich bezeichnet man diese als das sogenannte Ruhemembranpotenzial. Es liegt bei rund -70 mV.
Im Gegensatz dazu gibt es auch das Aktionspotenzial. Es entsteht, wenn ein Nervenimpuls an die Zelle gelangt. Dieser bewirkt einen Einstrom von Natrium und Calcium IN die Zelle (das waren die beiden Mineralstoffe, die sich vor allem außerhalb unserer Zellen befinden sollten).
Flacht der Nervenimpuls wieder ab, sollten Natrium und Calcium wieder aus der Zelle ausgeschieden werden.
Ursachen von Übersäuerung des Körpers
Verfügen wir nicht über genug basische Mineralien (in erster Linie Magnesium und Kalium), so können sich unsere Zellen nicht mehr „abregen“. Es kommt dann zu einem dauerhaften Einstrom von Calcium in unsere Zellen und das ist für unsere Gesundheit fatal. Es werden vermehrtWasserstoff-Ionen (zum Beispiel in Form von Lactat) gebildet, die als Säuren im Körper wirken.
Genau das ist die Ursache für oxidativen Stress – und damit auch für ein gestörtes Immunsystem, chronische Entzündungen und die Entwicklung verschiedener Krankheiten.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die zu einem vermehrten Einstrom von Calcium in unsere Zellen führen. Einige Beispiele wären:
- Elektromagnetische Felder (WLAN, Mobilfunk, …)
- Toxische Metalle (Quecksilber, Arsen, …)
- Umweltgifte (Kunststoffe, Lösungsmittel, Pestizide, …)
- Bakterien, Viren und Pilze
- Bestimmte Lebensmittel (siehe unten)
- Psychischer Stress
Enorm wichtig für unsere Gesundheit ist daher, dass unser Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht bleibt, indem der Körper immer über genügend Puffer – also in erster Linie Magnesium und Kalium – verfügt, dieüberschüssige Säuren wieder ausgleichen können.
Zusammengefasst: Ja, einzelne Zellen können übersäuern (ganze Systeme, wie z. B. unser Blut allerdings NICHT – dann würden wir sterben!). Übersäuerung geschieht in erster Linie durch einen Mangel an den basischen Mineralien Magnesium und Kalium. Eine ausreichende Versorgung mit diesen beiden Mineralstoffen durch eine gesunde Ernährung und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmitteln ist daher immens wichtig.
Übersäuerung durch Lebensmittel: Alles, was sauer schmeckt, übersäuert! – Oder doch nicht?
Über unsere Ernährung können wir in Sachen Übersäuerung viel bewirken. Ein Lebensmittel wirkt dann basisch, wenn es basische Mineralien mitbringt (also vor allem Kalium und Magnesium). Es wirkt auch dann basisch, wenn es unsere körpereigenen Puffersysteme wieder auffüllt. Dazu gehören zum Beispiel der Hämoglobin-Puffer in unserem Blut (Stichwort: Eisen) und unser Proteinat-Puffer (Stichwort: Aminosäuren). Günstig auf unseren Säure-Basen-Haushalt wirken also:
- Kalium und Magnesium
- Eisen
- Eiweiß bzw. Aminosäuren
Super sind basische Lebensmittel wie Gemüse-Sorten aller Art, vor allem grünes Gemüse. Aber auch Obst wie Apfel, Banane oder Kiwi liefert reichlich Mineralstoffe. Obwohl die Zitrone sauer schmeckt, ist auch sie ein basisches Nahrungsmittel und wirkt nicht säurebildend. Für eine ausreichende Eiweißversorgung gilt: Pflanzliches Eiweiß übersäuert weniger als tierisches.
Ein Lebensmittel wirkt in erster Linie immer dann sauer, wenn es bestimmte Säuren mitbringt. Dazu gehören Sulfate, Phosphate und Chloride. Sie befinden sich nahezu immer in tierischen Lebensmitteln. Beim Abbau dieser Nahrungsmittel benötigt unser Körper viele basische Mineralien.
Bin ich übersäuert?
Die Frage, ob der eigene Körper übersäuert ist, stellen sich viele Menschen, besonders wenn sie Beschwerden wahrnehmen.
Folgen einer Übersäuerung
Naturheilkundler sprechen oft von der sogenannten „Säurestarre“. Damit ist gemeint, dass alles, was im Körper „fest“ oder verhärtet ist, als Anzeichen für übersäuerte Zellen interpretiert wird. Dieser Zustand entsteht durch eine anhaltende Säurebelastung, bei der der Körper nicht mehr in der Lage ist, einen Überschuss an Säuren ausreichend zu neutralisieren.
Diese Symptome sprechen für eine Übersäuerung
- Schmerzen und Steifheit: Besonders im unteren Rücken, was oft als Leitsymptom für eine Übersäuerung gilt.
- Muskelschmerzen und Krämpfe: Ein Überschuss an Säuren im Körper lagern sich im Muskelgewebe ab und führen zu Spannungen und Schmerzen.
- Durchblutungsstörungen: Kalte Hände und Füße sind ein häufiges Anzeichen für „starre Gefäße“, die durch Säurebelastung ihre Elastizität verlieren.
- Chronische Müdigkeit und Erschöpfung: Anhaltende Erschöpfung kann auftreten, da der Körper ständig versucht, die Säurebelastung zu neutralisieren.
- Kopfschmerzen: Eine gestörte Durchblutung und verringerte Sauerstoffversorgung können immer wieder Kopfschmerzen verursachen.
- Hautprobleme: Unreinheiten, Hautirritationen und ein fahler Teint können auf eine gestörte Säure-Basen-Balance hinweisen.
Diese Symptome deuten darauf hin, dass der Körper Schwierigkeiten hat, überschüssige Säuren auszugleichen, und sollten ernst genommen werden.
Das Säure-Basen-Gleichgewicht fördern: Das können Sie gegen eine Übersäuerung tun
Ganz simpel gilt natürlich: Gehen Sie die Ursachen für den Säureüberschuss in Ihrem Körper an.
Achten Sie auf folgende Punkte:
- Setzen Sie auf eine überwiegend basische Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten.
- Reduzieren Sie den Verzehr von tierischen Produkten, da diese sauer verstoffwechselt werden.
- Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin, da beide Substanzen den Säuregehalt im Körper erhöhen und Entzündungen fördern können.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, vorzugsweise mit stillem Wasser oder ungesüßtem Tee, um die Säure-Basen-Balance zu unterstützen.
- Reduzieren Sie die Belastung durch elektromagnetische Felder, indem Sie beispielsweise WLAN-Geräte nachts ausschalten und das Handy nicht direkt am Körper tragen.
- Sorgen Sie für seelische Ausgeglichenheit und reduzieren Sie Stress, um Entzündungen und Übersäuerung entgegenzuwirken.
Fazit
Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt des Körpers ist wichtig für die Gesundheit. Ein ungesunder Lebensstil – wie eine Ernährung mit überwiegend säurebildenden Komponenten, Stress und Bewegungsmangel können unseren Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht bringen, eine Übersäuerung verursachen und damit zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Durch eine mineralienreiche Ernährung, ausreichend Bewegung (am besten in der Natur ohne Smartphone) und Stressmanagement können Sie jedoch dazu beitragen Ihren Säure-Basen-Haushalt zu regulieren.