Unser Immunsystem ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Es ist so komplex, dass Forscher noch immer täglich neue Erkenntnisse darüber gewinnen. Und noch lange sind nicht alle Geheimnisse gelüftet. Doch das, was wir wissen, lässt uns immer wieder staunen. Es ist ein ausgeklügeltes System mit tausenden Akteuren. Dabei kommt es vor allem auf eines an: die richtige Balance!
Wussten Sie, dass rund 80 Prozent unsere Immunzellen im Darm sitzen? Ja, unser Darm ist maßgeblich an der Funktionsweise unseres Immunsystems beteiligt. Doch auch all unsere restlichen Organe und Zellen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Manche Organe, wie die Thymusdrüse und die Milz, sind „reine“ Organe des Immunsystems. Sie produzieren beispielsweise unsere Immunzellen. Andere sind „nur“ Mitarbeiter davon, wie zum Beispiel das Knochenmark und der Darm. Unser lymphatisches System verbindet alle Organe und Zellen und ermöglicht ihnen zugleich die Kommunikation.
Das Faszinierende an den Reaktionen unseres Immunsystems ist, dass man sie nicht klar in „gut“ und „böse“ einteilen kann. So gut wie alle Reaktionen, Botenstoffe und Zellen können für uns hilfreich sein. Doch wenn ein Ungleichgewicht entsteht, kann es ins Gegenteil umschlagen. Beispiele hierfür sind sämtliche Autoimmunerkrankungen. Hier richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen, was zu massiven Problemen führt.
Entzündungen: Alarmsignal des Immunsystems
Entzündungen haben einen sehr schlechten Ruf. Doch: Auch sie sind für uns hilfreich und nützlich! Verletzen wir uns, zum Beispiel beim Kleinschneiden von Gemüse, so sorgen unsere Immunzellen dafür, dass wir nicht von schlechten Bakterien übermannt werden. Die Stelle rötet sich, wird vielleicht auch heiß und schmerzt. Dabei handelt es sich tatsächlich um Zeichen für in Gang kommende Reparations- und Regenerationsvorgänge. Und nach ein paar Tagen ist im Regelfall alles wieder im Lot – denn ohne Entzündung ist keine Heilung möglich!
Akute (also kurzzeitige) Entzündungen, wie die kleine Verletzung beim Gemüse schneiden, haben meist einen heftigen Verlauf. Sie verschwinden aber nach ein paar Tagen wieder.
Kritischer wird es, wenn Entzündungen in unserem Körper chronisch werden. Manchmal merken wir das gar nicht. Man bezeichnet solche chronischen Entzündungen als „stille Entzündungen“. Solche Entzündungen sind eine massive Bedrohung für unseren Körper. Sogar gemäß der World Health Organization (WHO) gelten chronisch stille Entzündungen inzwischen als die Todesursache Nummer 1 weltweit – denn die meisten Zivilisationskrankheiten lassen sich am Ende auf stille Entzündungen zurückführen.
Nur gemeinsam sind wir (abwehr-)stark!
Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die allgemeine Funktionsweise unseres Immunsystems werfen. Es besteht im Grunde aus zwei Teilen: einer angeborenen und einer erworbenen Immunabwehr. Sie arbeiten eng zusammen, haben aber dennoch unterschiedliche Aufgaben:
Das angeborene Immunsystem
Sobald wir einen unliebsamen Gast in unserem Körper haben, reagiert unser angeborenes Immunsystem. Und das meist wirklich sofort. Allerdings ist es dabei nicht besonders spezifisch und auch nicht besonders angriffslustig. Die meisten Zellen unseres angeborenen Immunsystem sind nämlich sesshaft und wandern nicht gerne.
Zu den wichtigsten Zellen unseres angeborenen Immunsystems gehören:
- Basophile/Eosinophile/Neutrophile Granulozyten: Erstere sind vor allem an allergischen Reaktionen beteiligt. Die neutrophilen Granulozyten sind hingegen die schnellsten Zellen unseres Immunsystems und auch recht brutal: Was ihnen in die Quere kommt und als fremd erkannt wird, wird eliminiert. Dabei schütten sie auch eine ganze Menge an Stoffen aus, die den Entzündungsprozess einleiten.
- Natürliche Killerzellen: Sie greifen alles an, was fremd oder ungewohnt aussieht. Das können Bakterien, Pilze oder Krebszellen sein – aber leider auch körpereigene Zellen, die eine leichte Veränderung haben. Für ihre „Lebensaufgabe“ brauchen die natürlichen Killerzellen auch keinen Auftraggeber. Sie führen ihre Aufgabe immer aus – dadurch sind sie allerdings auch etwas schwierig zu steuern.
- Makrophagen: Es gibt zwei Arten von Makrophagen. Die, die sauber und fair kämpfen, Angriffe sauber abblocken und dann in ihre entspannte Haltung zurückkehren. Und die, die es gerne mal übertreiben und dann nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden können – und sich auch noch schwer beruhigen lassen. Letztere spielen deshalb auch eine große Rolle bei chronischen Entzündungen.
- Fresszellen: Diese Zellen machen ihrem Namen alle Ehre: Sie erkennen Krankheitserreger, fressen sie und präsentieren dann ihre Strukturen nach außen.
Das erworbene Immunsystem
Die Immunantwort unseres erworbenen Immunsystems erfolgt wesentlich gezielter und strategischer. Es braucht dafür aber auch seine Zeit.
Es besteht im Wesentlichen aus zwei Zelltypen:
- B-Lymphozyten: Bis wir sie benötigen, warten sie in unseren Lymphknoten. Sie produzieren in erster Linie Antikörper – je nachdem, welche Infos sie von den T-Helferzellen bekommen haben. Nach Ende einer Schlacht werden manche B-Lymphozyten zu sogenannten „Gedächtniszellen“ und speichern die Infos des Kampfs, falls sie mal wieder gebraucht werden.
- T-Lymphozyten: Diese Zellen brauchen wir für fast alles: Als Strategen (T-Helferzellen), als Streitschlichter (T-Regulatorzellen) und als Kämpfer (T-Killerzellen). Am liebsten arbeiten sie in enger Zusammenarbeit mit den B-Lymphozyten. Neuerdings hört man oft von „TH1-System“ und „TH2-System“. Das sind im Prinzip Unterteilungen der T-Helferzellen. Die einen sind solche, die alles beobachten (TH2-System), und die anderen solche, die dann die Kommunikation zwischen den Zellen organisieren (TH1-System).
Generell gilt: Nur, wenn alle Mitspieler unseres Immunsystems eng zusammenarbeiten und miteinander kommunizieren, kann die Auseinandersetzung am Ende auch sauber gewonnen werden. Dringt also beispielsweise ein unliebsames Bakterium in unseren Körper ein, reagiert zunächst unser angeborenes Immunsystem. Ist es erfolgreich, wird das Bakterium zerstört. Die Abwehrzellen präsentieren dann dessen Struktur auf ihrer Außenhülle und geben damit das Strukturmerkmal des Bakteriums an die anderen Immunzellen weiter.
Hier kann nun unser erworbenes Immunsystem ansetzen. Es kann anhand der Struktur genauer angreifen (insofern der Erreger bereits bekannt war) oder genau auf die Struktur angepasste Antikörper bilden.
Das Immunsystem unterstützen – Das können Sie tun
„Stärken Sie Ihr Immunsystem!“ – Doch was soll das überhaupt bedeuten? Mittel und Maßnahmen, die unser Immunsystem unterstützen, haben eine oder mehrere dieser Eigenschaften:
- Sie wirken entzündungshemmend und gegen oxidativen Stress (freie Radikale)
- Sie wirken antibakteriell, antiviral, antiparasitär oder antimykotisch (gegen Pilze)
- Sie regen die Bildung unserer Immunzellen an
- Sie stärken unsere Immunzellen in ihrer Funktionsweise
- Sie unterstützen die Regulation unseres Immunsystems – hemmen also überschießende Reaktionen bzw. fördern die schwächere Seite des Immunsystems
Sie wollen mehr darüber erfahren, wie Sie Ihr Immunsystem stärken können? In diesem Artikel haben wir für Sie die besten Tipps und Empfehlungen für ein starkes Immunsystem zusammengefasst: Ihre Immun-Kur: Mit diesen Tipps bleiben Sie abwehrstark