Beitragsbild Von Natur aus genial So gesund sind fermentierte Lebensmittel für den Darm 

Von Natur aus genial: So gesund sind fermentierte Lebensmittel für den Darm 

Stellen Sie sich vor, Sie beißen in ein würziges Stück Käse mit Sauerteigbrot, genießen ein Glas handgebrautes Bier oder den belebenden Geschmack von Sauerkraut. All diese alltäglichen Genüsse haben eines gemeinsam: Sie sind das Ergebnis eines faszinierenden biologischen Prozesses namens Fermentation.

Was sind fermentierte Lebensmittel?

Fermentierung ist ein Stoffwechselprozess, bei dem Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen oder Pilze organische Substanzen umwandeln. Dieser Prozess wurde bereits von antiken Zivilisationen genutzt, um Lebensmittel länger haltbar zu machen und ihren Geschmack zu verbessern.

Es gibt verschiedene Arten der Fermentation, darunter die alkoholische Fermentation zur Bier- und Weinherstellung, die Fermentation mit Milchsäurebakterien in Naturjoghurt und Sauerkraut und die Essigsäurefermentation zur Herstellung von Essig.

Bei der Fermentation wandeln Mikroorganismen Zucker in Alkohol, Säuren und Gase um. Dies geschieht in anaeroben Bedingungen – also ohne Sauerstoff.

Die Rolle der Enzyme bei der Fermentation

Enzyme sind natürliche Eiweiße. Sie dienen als biologische Katalysatoren, die chemische Reaktionen in lebenden Organismen beschleunigen, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Beim Fermentieren helfen Enzyme, komplexe Moleküle wie Stärke und Proteine in einfachere Verbindungen zu zerlegen, wodurch die Mikroorganismen diese leichter umwandeln können.

Fermentation: eine Jahrtausende alte Tradition

In verschiedenen Kulturen weltweit gibt es eine faszinierende Vielfalt an fermentierten Produkten, die jeweils einzigartige Geschmacksrichtungen und gesundheitliche Vorteile bieten:

Kimchi aus Südkorea

Kimchi ist ein traditionelles koreanisches Gericht, das durch die Fermentation von Gemüse, meist Chinakohl, mit einer Mischung aus Gewürzen, Salz und anderen Zutaten wie Fischsauce oder fermentierten Garnelen hergestellt wird. Es ist reich an Vitaminen, Probiotika und kann die Verdauungsgesundheit unterstützen.

Kombucha aus China

Kombucha stammt ursprünglich aus China und ist ein fermentiertes Teegetränk, das durch die Fermentierung von süßem Tee mit einer Symbiose aus Bakterien und Hefen entsteht. Kombucha ist bekannt für seine gesundheitlichen Vorteile, einschließlich der Förderung der Darmgesundheit und antioxidativen Eigenschaften.

Kombucha
Kombucha ist mittlerweile auch in Deutschland ein beliebtes Getränk.

Miso-Paste aus Japan

Miso, die japanische Paste aus fermentierten Sojabohnen, oft mit Reis oder Gerste gemischt, ist ein Grundnahrungsmittel der japanischen Küche. Es wird in der traditionellen Miso-Suppe verwendet und enthält essentielle Mineralien, B-Vitamine und Probiotika.

Tempeh aus Indonesien

Tempeh stammt von der Insel Java. Es ist ein pflanzliches Proteinprodukt, das durch die Fermentation von Sojabohnen mit einem Pilz (Rhizopus oligosporus) hergestellt wird. Es ist reich an Protein, Ballaststoffen und Mikronährstoffen und eine beliebte Fleischalternative.

Sauerkraut aus Deutschland

Sauerkraut, ein Klassiker der deutschen Küche, wird durch Milchsäurebakterien fermentiert und aus fein geschnittenem Weißkohl hergestellt. Dieses fermentierte Gemüse ist bekannt für seinen hohen Gehalt an Vitamin C, Vitamin K und Eisen sowie für seine probiotischen Eigenschaften, die durch die enthaltenen Bakterienkulturen unterstützt werden.

Kefir aus Osteuropa und Kaukasus

Kefir ist ein fermentiertes Milchgetränk, das durch die Fermentation von Kuh-, Ziegen- oder Schafsmilch mit Kefirkörnern hergestellt wird. Es ist eine reiche Quelle von Probiotika, Kalzium und Vitaminen.

Kefir
Kefir ist nicht nur gesund, er schmeckt auch lecker cremig und erfrischend.

Pão de Queijo aus Brasilien

Weniger bekannt, aber interessant ist Pão de Queijo, ein brasilianisches Käsebrötchen, das mit Tapiokastärke (einem fermentierten Produkt) zubereitet wird. Es ist außen knusprig und innen weich und hat einen unverwechselbaren Geschmack.

Idli und Dosa aus Indien

Diese beliebten südindischen Gerichte werden aus einer fermentierten Mischung aus Reis und geschälten Urad Linsen hergestellt. Sie sind reich an Protein und die Fermentation erhöht die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe.

Soma: Geheimnisumwobenes Fermentgetränk aus Indien

„Soma“ bezeichnet ein rituelles Getränk von großer kultureller und religiöser Bedeutung, das in den alten Texten der vedischen Religion Indiens erwähnt wird, insbesondere im Rigveda, und möglicherweise auch fermentierte Inhaltsstoffe enthielt. Die genaue Zusammensetzung und die Herstellung von Soma sind bis heute Gegenstand von Spekulationen und Forschungen, da die originalen Zutaten und Verfahren nicht eindeutig überliefert sind.

Historisch gesehen wird angenommen, dass Soma ein fermentiertes Getränk war, das aus einer Mischung verschiedener natürlicher Zutaten hergestellt wurde, einschließlich der Soma-Pflanze, deren genaue Identität unbekannt ist. Einige Forscher vermuten, dass es sich bei der Soma-Pflanze um eine Art psychoaktives Kraut handelte, möglicherweise eine Pflanze mit halluzinogenen Eigenschaften. Andere Theorien deuten darauf hin, dass es eine Art Ephedra oder eine andere stimulierende Substanz sein könnte.

In den vedischen Schriften wird Soma oft mit göttlichen Eigenschaften beschrieben und als heiliges Getränk der Götter angesehen, möglicherweise aufgrund seiner fermentierten Inhaltsstoffe. Es wurde in religiösen Zeremonien verwendet und war bekannt für seine vermeintlich belebenden, inspirierenden und manchmal visionären Effekte.

Die Herstellung von Soma war wahrscheinlich ein sorgfältiger und heiliger Prozess, der Rituale und Gebete einschloss. Das Getränk war so bedeutend, dass es in den Schriften vielfach besungen und gepriesen wurde und einen zentralen Platz in den vedischen Riten einnahm.

In der modernen Kultur und Literatur hat das Konzept von Soma weiterhin einen symbolischen Wert und wird oft als Metapher für spirituelle Erleuchtung oder als historisches Beispiel für den rituellen Gebrauch von psychoaktiven Substanzen verwendet. Aufgrund des Mangels an konkreten historischen Details bleibt Soma jedoch ein faszinierendes und geheimnisvolles Element der alten indischen Geschichte und Kultur.

Gesundheitliche Aspekte von Fermentierung

Wie Sie sehen, ist die Fermentation, ein uralter Prozess der Lebensmittelverarbeitung. Und er hat weitreichende gesundheitliche Vorteile, die durch moderne wissenschaftliche Studien zunehmend bestätigt werden:

Probiotika: Fermentierte Lebensmittel sind eine natürliche Quelle für Probiotika. Diese lebenden Mikroorganismen – vor allem Milchsäurebakterien und Hefen – vermehren sich während der Fermentation und tragen zur Gesundheit des Darmmikrobioms bei. Ein gesundes Darmmikrobiom ist nicht nur für die Verdauung entscheidend, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für das Immunsystem und kann sogar die Stimmung und das psychische Wohlbefinden beeinflussen.

Verbesserte Nährstoffaufnahme: Der Fermentationsprozess kann die Bioverfügbarkeit bestimmter Nährstoffe in Lebensmitteln erhöhen. So kann die Fermentation den Gehalt an wichtigen Mineralstoffen wie Eisen und Zink erhöhen und deren Aufnahme im Körper verbessern, während der pH-Wert verbessert wird.

Verdauungsförderung: Fermentierte Lebensmittel können helfen, die Verdauung zu verbessern. Lebensmittel wie Sauerkraut oder Joghurt enthalten Enzyme, die den Abbau von Nährstoffen unterstützen, was die Verdauung erleichtert und die Belastung des Verdauungssystems verringern kann.

Allergiereduktion und Laktoseabbau: Bei einigen Menschen kann der Verzehr fermentierter Lebensmittel dazu beitragen, Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen zu reduzieren. Beispielsweise wird durch die Milchsäurefermentation der Laktosegehalt in Milchprodukten reduziert, was für Menschen mit Laktoseintoleranz von Vorteil sein kann.

Fermentiertes für die Darmgesundheit
Fermentierte Lebensmittel können die Verdauung unterstützen.

Wissenschaftliche Studien zur Wirkung von fermentierten Lebensmittel

Forschungen haben gezeigt, dass der regelmäßige Verzehr von fermentierten Lebensmitteln positive Auswirkungen auf die Darmgesundheit hat und das Immunsystem stärken kann. Eine Studie in „Frontiers in Immunology“ (2020) ergab, dass Probiotika in fermentierten Lebensmitteln die Darmflora diversifizieren und Entzündungen reduzieren können, was zu einer besseren Darmtätigkeit führt.

Eine weitere Studie, veröffentlicht im „Journal of Physiological Anthropology“ (2019), untersuchte den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Probiotika und der Reduzierung von Stress und Angstzuständen. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine verbesserte Darmgesundheit durch Probiotika auch positive Effekte auf das mentale Wohlbefinden haben kann.

Langzeitstudien, wie die in „Nutrition Reviews“ (2018) veröffentlichte, zeigen, dass der regelmäßige Verzehr fermentierter Lebensmittel mit einer niedrigeren Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und bestimmten Arten von Krebs – darunter auch Darmkrebs – verbunden sein kann.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung fermentierter Lebensmittel für eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Fermentation alleine keine Wundermittel ist, sondern Teil eines ganzheitlichen Ansatzes für Gesundheit und Wohlbefinden sein sollte. Wie bei allen Ernährungsgewohnheiten ist Vielfalt und Mäßigung der Schlüssel zu einer optimalen Gesundheit.

Fermentation gemüse
Auch die Wissenschaft ist sich einig: Fermentierte Lebensmittel sollten öfter auf unserem Teller landen.

Fazit

Wir haben nun eine faszinierende Reise durch die Welt der Fermentation unternommen. Die vorgestellten fermentierten Produkte aus aller Welt zeigen nicht nur die kulturelle Vielfalt und Kreativität im Umgang mit Lebensmitteln, sondern auch die immensen gesundheitlichen Vorteile, die sie bieten können. Von den probiotischen Eigenschaften des Kimchis bis hin zur nährstoffreichen Komposition des Kefirs, die Fermentation bereichert unsere Ernährung auf einzigartige Weise und zusätzlich werden Lebensmittel länger haltbar gemacht.

Die wissenschaftlichen Studien legen nahe, dass der Einbezug fermentierter Lebensmittel in unsere tägliche Ernährung nicht nur unseren Verdauungstrakt unterstützen, sondern auch das Immunsystem stärken und sogar zur Verbesserung unserer mentalen Gesundheit beitragen kann. Diese Erkenntnisse laden uns dazu ein, unseren Speiseplan zu überdenken und mehr fermentierte Produkte in unsere Mahlzeiten zu integrieren – sei es durch Einlegen von Gemüse zu Hause, das Experimentieren mit der Zubereitung von Kombucha oder das Entdecken neuer, exotischer fermentierter Produkte.

Denn in jedem fermentierten Bissen steckt ein Stück Geschichte, Wissenschaft und das Potenzial für ein gesünderes Leben.

Cora Högl

Cora ist Redakteurin und ausgebildete Gesundheitsberaterin (IHK). Sie liebt es, für und mit Menschen zu schreiben. Neben ihrem Beruf ist sie zweifache Mama und Hundebesitzerin und verbringt ihre Zeit am liebsten mit der ganzen Familie in der Natur.

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